DIE JUNG´SCHEN ZWILLINGE ZU WESEL 

 Hugo Jung, geb. 23. März 1931 in Wesel, gest. 18. Mai 1956

Günter Jung, geb. 23. März 1931 in Wesel, gest. 5. Februar 2011 gegen 9. 15 Uhr


Mein Vater Günter Wilhelm Jung ist am Samstag, 5. Februar 2011 im Weseler Marienhospital wenige Wochen vor seinem 80. Geburtstag gestorben. Zum Glück erlebte ich ihn einen Tag vorher noch lebend, aber aufgrund seiner schweren Darmkrebsoperation , wenig ansprechbar.

Günter war der Sohn von Peter Jung und Henriette Jung, geborene Jamin.

 

Oben,die älteren Geschwister, von links n. rechts: Erwin, Walburga, Peter jun. Magdalene                                                                                                                                           

 Unten, von links nach rechts: Günter, Hugo; die Eltern: Henriette, Peter sen. .

Kindheit - die Eltern
Aufgrund seiner Erzählungen und verschiedener Kindheitsfotos gehe ich davon aus, dass mein Vater eine glückliche Kindheit hatte.
Er erzählte meist von einer guten Mutter und einem liebevollen Vater. Erst in den letzten Monaten seines Lebens sprach er davon, dass seine Mutter, nachdem sie schon vier Kinder hatte, anfangs nicht sehr begeistert war über das Zwillings-Nachzügler-Paar Hugo und Günter.

Die Zwillinge
Hugo, sein innig geliebter Zwillingsbruder, ist schon im Alter von 25 Jahren an einem Arbeitsunfall als Elektriker verstorben. Ungefähr fünf Tage später, am 23. Mai 1956 starb ebenfalls seine Mutter. Nachdem der Vater Peter Jung ungefähr ein halbes Jahr vorher verstarb, war Günter nun sehr alleine. Diese Erfahrungen bewegten meinen Vater sein Leben lang. 

Geschwisterliche Beziehungen

 Echte geschwisterliche Zuneigung für Günter konnte ich bei Tante Magdalene erleben. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kümmerte sich Magdalene Hase, geb. Jung wohnhaft in Saerbeck um Günter, wenn wir Familie Hase besuchten. Magdalene betrieb mit ihrem Mann Georg eine Gaststätte. Als kleiner Jung freute ich mich immer über einen Münzautomaten, an dem ich Nüsse ziehen konnte. Magdalene war Günters Lieblingsschwester. Von ihr fühlte er sich am besten verstanden.

 Es gab auch gelegentliche Kontakte zu Erwin und seiner Familie. Wir mussten oft dorthin und stundenlange Diavorträge über Teneriffa ertragen. Diese Events machten auf mich eher den Eindruck, dass es um Urlaubs-Prahlerei und nicht um geschwisterliche Beziehungspflege ging.

Günter Jung ist gestorben – was bleibt?
Da sind zunächst einmal die guten Dinge zu nennen, die ich von ihm gelernt habe. Manch einer wird sagen, dass es nicht spektakuläre Dinge waren. Aber es handelt sich doch um positive Lebenshaltungen, Gedankengänge, Verhaltensweisen, die oft erst in den letzten Jahren für mich an Bedeutung gewonnen haben.

Vaters Sprüche 

 „Geh niemals an die Handtasche einer Dame“ brachte er mir schon in Kindheitstagen bei! „Immer mit der Ruhe – und dann mit ´nem Ruck“ beschrieb seine Balance zwischen Hektik und Ausgeglichenheit. Eingetrichterte Formulierungen wie „Ich möchte bitte austreten gehen“ sollten mich 1970 auf ein braves Schülerverhalten vorbereiteten.  
 "Sitz gerade" inspiriert mich noch heute zu einer positiven Körperhaltung.    

Die Feststellung: "Da waren die Augen wohl größer als der Bauch" appeliert Maß zu halten.

Hoch aktuell sind auch die folgenden Sprüche:  "Wer anderen flüstert was in´s Oar, da ist nimmer was woar" (= Wer flüster, der lügt) und  "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht - und wenn er hundert Mal die Wahrheit spricht" sind Aufforderungen zu einem ehrlichen, authentischen Leben. Es sind Aussagen gegen Tratsch, Verleumdung und sonstigen heute modernen Daily-Soap-Manieren.

Lebenspraxis beim Gartenbau

Durch meinen Vater habe ich gewisse Kenntnisse was den Anbau eines Gemüsegartens betrifft, erworben. Erbsenschoten kann ich genauso von Schnibbelbohnen wie Möhrenpflanzen von Kartoffelpflanzen unterscheiden. Auch das Säen von Rasen sowie das Ernten von Kirschen, Pflaumen und Erdbeeren sind durch meinen Vater für mich keine böhmischen ..Dörfer!                                                                                                                                     

Ebenso kann ich Johannisbeersträucher von Stachelbeersträucher sehr gut unterscheiden. Das Jäten von Unkraut gehört allerdings bis heute zu den unangenehmen Pflichten.

Mein Vater lebte eine positive Haltung zur Pflichterfüllung und zur Ehrlichkeit vor.

In meinen ersten Lebensjahren gab er mir wichtigen emotionalen Halt und verteidigte mich regelmäßig. Besonders in den letzten drei Jahren seines Lebens erlebte ich meinen Vater als einen liebevollen, aufmerksamen und humorvollen Menschen. Im Jahr 2008 hatte er sich aus einer erdrückenden heimischen Dominanz befreit und floh vor der häuslichen Diktatorin ins Willibrordiheim Wesel. Dieses Altenheim liegt in Sichtnähe des Grundstücks auf dem bis Ende des zweiten Weltkrieges sein Elternhaus stand. Befreit –zeigte er mehr und mehr seinen wahren Kern: ein fröhlicher, einfühlsamer, gastfreundlicher Mann, der keinem etwas Böses tat. Gesundheitliche Probleme, die ich im letzten Jahr mit meinem Knie hatte, nahm er -ohne Worte meinerseits- eher wahr, als jeder andere.

Schwächen

Was ich aus den Schwächen meines Vaters lerne, ist es niemals einem anderen Menschen zu erlauben, dass er bzw. sie mich in meiner Lebensgestaltung dermaßen unterjocht wie es leider mein Vater erleben musste. Freiheit und doch Verantwortlichkeit in der Ehe aber auch in jeder anderen menschlichen Beziehung sind Grundvoraussetzungen, um ein respektables Leben zu führen! 

Warum schreibe ich diese Zeilen?

Ich habe gestern meinen Vater beerdigt. Vermutlich habe ich den Wunsch ihn  unsterblich zu machen. Dem Vergessen zu entreißen.

Aber vielleicht kennen ja auch einige meinen Vater der treu und loyal fast 40 Jahre bei der Firma Hülskens in Wesel gearbeitet hat? Von alten Firmenchefs wie ein Kurt Küppers (oder Max Küppers?) u.ä. hat er immer voller Respekt gesprochen.

Vielleicht weiß jemand mehr über die oben beschriebene Familie Jung aus Wesel am Niederrhein?

Todesanzeige Günter Jung Wesel

„Ein Mensch ist erst dann tot, wenn sich keiner mehr an ihn erinnert."

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Post scriptum: Nur 15 Tage später ist meine Mutter Vera Jung (geb. 5. August 1931 in Breslau) am 20. Februar 2011 ebenfalls gestorben.

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Hier nun Günter Jungs Fotoalbum. Einfach die Play-Taste anklicken und warten was passiert:  Günther Jung in der Kindheit